Waschsalon im Herbst

Matt S. Bakausky
Matt S. Bakausky

Weißes Pulver und Laubblätter am Boden. Weiße Krümel auf dem blauen Plastikstuhl. Ich sitze auf der Bank mit grauen Kachelmuster im Schaufenster.

Es ist mal wieder an der Zeit - Warten auf die Maschine. 3.50 Euro für 35 Minuten Warten.

Auf dem Massagesessel steht „Welcon“ - eine Wortneuschöpfung aus „Welcome“ und „Con man“. Einen Hochstapler nennt man im Englischen so, als Kurzform von „Confidence man“. Ich sehe so etwas schnell, denn ich habe einen Blick für ehrliche Werbung.

Ein Kleinkind betritt den Waschsalon mit einem Smartphone in der Hand. Ich kenne es bereits - es war vorhin schon mal da und die Mutter zerrte es vom Wäschekorb weg. Daraufhin fing es an zu schreien und ließ sich auf den Boden fallen. Auch dieses Mal wird es von der Mutter weggetragen.

Die Maschine steht auf zwölf. Es bleiben noch ein paar Runden bis ich zur Interaktion gezwungen werde.

Ich stelle fest, dass an den Wänden die Bilder bis auf eines verschwunden sind. Auf dem letzten Bild oberhalb des Kassenautomaten sieht man einen Steg der in ein Gewässer führt. Dazu an den Seiten dünn beblätterte Äste und Schilf.

Auf der Glastür ein Aufkleber mit dem Ausruf „Geöffnet !!!“. Dies ist jetzt zutreffend, jedoch schließt der Waschsalon nachts für sechs Stunden. Es ist also in dieser Zeit eine falsche Information. Das riskiert der Meister des Waschsalons einfach.

Ich entferne die nasse Wäsche aus der Trommel und transportiere sie im Korb zum Trockner. Drei Euro in den Kassenautomat und es steht 30 in roten Ziffern auf dem Gerät.

Raus eine rauchen bevor ich hier einschlafe.

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